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Durch digitale Formate können neue Formen der ortsungebundenen (Zusammen-)Arbeit im Tanz entstehen. Künstler:innen profitieren von neuen kollegialen Netzwerken und künstlerischen Kooperationen. Durch das Integrieren digitaler Schnittstellen erweitert sich ihr Arbeitsradius; die Tragweite ihrer Ansätze kann sich vergrößern.
Für Teilnehmende ergeben sich ungewöhnliche Möglichkeiten der Teilnahme und Teilhabe. Bestimmten marginalisierten Gruppen kann der Zugang zum Tanz erleichtert bzw. zum Teil gar erst ermöglicht werden. Gemeinsam mit ihren Beteiligten entdecken Tanzschaffende neue kommunikative, soziale und kreative Wege.
Beispiele aus der Praxis skizzieren Potenziale und (Lern-)Herausforderungen für beide Seiten, für Tanzschaffende wie für Beteiligte.
Aus der Perspektive von Tanzschaffenden
▷ Beispiel 1 | Städteübergreifende Zoomprojekte. Turnaround
Ein Zusammenschluss von freischaffender Vermittlerin, Institution Theater und freiem Ensemble. Diese Kooperation wurde zudem als fachlicher Austausch und zum Team-Teaching genutzt. Durch das Zusammenschließen von Gruppen aus fünf Städten entstand ein besonderer Resonanzraum. Mehr dazu und zum Entstehungsprozess ist im verlinkten Gespräch mit den Leitenden zu hören. Jenny Coogan, Graham Smith, Andrea Marton.
▷ Beispiel 2 | Teilhabe ermöglichen/ neue Lern- und Lehrfelder für Tanzschaffende
Weitere Infos zu cie.nomoreless gibt es über diesen Link:
https://nomoreless.eu
Bei Anfrage Unterricht!?
Auf der Webseite der Gruppe wird ein offener Zoom Tanzkurs für fähigkeitsgemischte Gruppen angeboten. Der Anruf einer von Geburt an blinden Person ist der Anfang einer professionellen, gemeinsamen Recherche zu der Frage, wie ein Online Tanzangebot für Sehbeeinträchtige/ Blinde aufgebaut sein müsste. Gitta Roser spricht über ihre Weiterbildungsangebote für mixed abled Gruppen, über Erfahrungen mit online Unterricht mit dieser Zielgruppe, über die neue Tanzvermittlungsrecherche, und teilt spontan eine kleine Praxiserfahrung.
▷ Beispiel 3 | Multimedialer Austausch
Video: Alexandra Benthin – Tanzspaziergänge, Tanzwerk Bremen
Das Konzept einer Künstlerin wird durch ein Netzwerk an Tanzschaffenden in verschiedene Städte getragen und als ein gemeinsames Projekt neu aufgestellt. Tanzschaffende aus sieben Städten konzipieren gemeinsam einen Tanzspaziergang über Filmlinks und geschriebenen Instruktionen per QR-Code zu Themen in der Natur, die dann vor Ort von den eigenen Gruppen umgesetzt werden. Ergebnisse in Form von Fotos, Filmen und Audio- Files werden in ein gemeinsames Padlet eingespeist, das das ästhetische Potential eines solchen Projektes für alle sichtbar macht, und die Möglichkeit schafft, nach Abschluss der Tanzspaziergänge über Erfahrungen und weitere Möglichkeiten zu diskutieren. Im Video mit Alexandra Benthin wird im Verlauf des Gesprächs auf den Ursprung ihrer Idee, deren weitere Entwicklung eingegangen und das Erstellen eines QR Codes erklärt.
Aus der Perspektive von Teilnehmenden
▷ Beispiel 1 | Größeres Kontaktfeld
Es ergeben sich positive Nebeneffekte für die Sichtbarkeit und Bedeutsamkeit von zeitgenössischem Tanz, weil durch das Kennenlernen weiterer Tanzschaffender aus anderen Städten und Institutionen ein größerer Kontext erlebbar gemacht wird. Teil von etwas Größerem zu sein ermutigt viele dabei zu bleiben und schafft nebenbei neue Kontakte und Freundschaften. Die Aussicht auf ein analoges Treffen in der Zukunft und die Erarbeitung eines gemeinsamen Tanzfilms steigerte die Motivation und das individuelle Engagement sowohl für die Sache als auch für die Gemeinschaft.
Video: Teilnehmende Turnaround
▷ Beispiel 2 | Überbrückung analoger Pausen
Eine bereits bestehende, diverse Gruppe übersteht offensichtlich auch längere Pausenzeiten, wenn die Verbindung und Loyalität untereinander stark genug ist. Digitale Formate sind dann u.U. weniger wichtig und erwünscht. Es reicht, wenn analoge Momente geschaffen werden, sofern sie den entsprechenden Anreiz bieten. Bei ConChances war es die Aufgabe, zu zweit je einen 30 Sekunden langen Tanz im öffentlichen Raum abzufilmen und dieses Material einer professionellen Videokünstlerin zu übergeben. Mehr dazu und die besondere Zusammensetzung der Gruppe im verlinkten Video-Gespräch mit vier Teilnehmenden.
Video: Teilnehmende ConChances, junge Erwachsene aus diversen Hintergründen
▷ Beispiel 3 | Ko-kreatives Handeln und gegenseitige Unterstützung
Medienkompetenzvermittlung
Im Beispiel einer Ü55 Gruppe bildeten sich Paare um sich gegenseitig beim Lernen der Zoom-Anwendungen für den Tanzunterricht zu unterstützen. Dies ermöglichte diesen Personen dann später eine selbstständige Teilnahme in dem größeren, überregionalen Tanznetzwerk Turnaround. So auch Teilnehmende aus der Dresdener Gruppe Artrose.
Teilnahme an Tandems
Menschen mit fehlendem Internetzugang, fehlendem technischen Knowhow und Möglichkeiten, mit Sprachbarrieren, kognitiven oder physischen Einschränkungen oder Platzmangel zum Bewegen helfen sich gegenseitig, indem sie potente Paare bilden. Dies kann innerhalb einer Tanzgemeinschaft passieren oder zum Beispiel über den Einsatz ehrenamtlicher Helfer:innen/ Pat:innen. Öffentliche soziale Träger oder Spendenaktionen unterstützen ggf. die Anschaffung von Geräten für den Einsatz in Heimen oder externes Personal, das z.B. die Senior:innen in der Anwendung digitaler Geräte schult.
Die Erfahrung zeigt, dass sich Menschen gern gegenseitig aushelfen und großzügig ihr Wissen teilen. Tanzschaffende können dahingehend einiges initiieren und sich dadurch etwas entlasten.