Resonanzgespräch
Video: © Graham Smith
Prof. Dr. Antje Klinge (AK) und Babak Ghassim (BG) wurden als „Critical Friends“ eingeladen und haben die ersten beiden Tage der Aktionswerkstatt „Tandem Tanz & Schule“ begleitet. In einem ebenso unterhaltsamen wie gehaltvollen Resonanzgespräch und der daran anschließenden Diskussion im Plenum haben sie ihre Eindrücke vermittelt, Feedback gegeben, Fragen gestellt, Antworten angeboten, Aspekte ergänzt …
Im Folgenden werden die Keywords anhand wesentlicher Aussagen beider Gesprächspartner*innen veranschaulicht.
Informiert sein/sich informieren
Welche Gesetzes- und andere Grundlagen gibt es? Was sind die konkreten Rahmenbedingungen? Man ist in der Pflicht sich zu informieren und informiert zu sein. (AK)
kommunizieren lernen
Kommunikation/kommunizieren (lernen) bedeutet zuhören. Die Sichtweisen der anderen Person anhören, wahrnehmen der anderen Sichtweise und diese annehmen. Es bedeutet auch kritische Selbstreflektion und die Bereitschaft zu lernen. (AK)
Anerkennung/Machtgefälle
Anerkennung – auf welchen Ebenen? a) formal, Qualifizierung („Papier“), b) personal, von Person zu Person), c) sozial, peer-group, Szene oder Milieu und d) rechtlich (Recht auf Bildung z. B.). Die Frage dabei ist immer, wer erkennt wen mit welchem Recht und wozu oder als was an? Anerkennung basiert immer auch auf einem Machtgefälle und trägt eine Hierarchie in sich. Anerkennung als Begriff in der Pädagogik ist sehr schwierig – Wer ist Maßstab und beurteilt? Eine intensive Verständigung und Kommunikation über Ziele und Bedingungen einer „Anerkennung“ sind immens wichtig. Den Begriff gilt es zu hinterfragen. (AK)
Qualitätszirkel
„Qualitätszirkel“ – eingeplante Evaluierung mit ständigem Feedback, zirkuläre, spiralförmige Annäherung an ein gesetztes Ziel: Dieser Anspruch bedarf auch der Auseinandersetzung mit einem Qualitätsverständnis. Wodurch zeichnet sich Qualität aus?
In der Grundlagenarbeit des Verbandes haben wir uns schon vor langer Zeit auf einen relationalen Qualitätsbegriff verständigt: Aus diesem Verständnis heraus gibt es auch keine Qualitätsstandards, sondern Qualität entwickelt sich in der Relation von eigenen Zielsetzungen und Vorhaben eines Projekts und den Erwartungen aller an dem Projekt Beteiligten, den Personen, räumlich-materiellen Bedingungen wie auch den politischen, gesellschaftlichen Ansprüchen. Ideal wäre, wenn alle Beteiligten die Qualität ihres Projekts mitentwickeln und entscheiden können, ob es dem entspricht, was man erreichen wollte. Entwicklung von Qualität – der Prozessgedanke ist dabei wichtig. Es gilt also, die Evaluierung stets in einem Qualitätszirkel zu denken. (AK)
Kritische Selbstreflektion
Kommunikation/kommunizieren (lernen) bedeutet zuhören. Die Sichtweisen der anderen Person anhören, wahrnehmen der anderen Sichtweise und diese annehmen. Es bedeutet auch kritische Selbstreflektion und die Bereitschaft zu lernen. (AK)
Realitycheck
Was geht mit dem Zugang zum Netzwerk einher? Begriff „Realitätscheck“: Die Lebensrealität in Schulen ist, dass diese Projektarbeit oft Luxus ist. (BG)
Wenn z. B. Ideen entstehen, welche Künstler*innen zu bestimmten Themen in die Schule geholt werden können/sollen, inwieweit hemmen notwendige Qualifizierungsprozesse diese Ideen und Zugänge? (BG)
Empfehlung: Das Modell ist sehr breit mit sehr vielen Ansätzen. Es wäre gut, sich einen möglichst konkreten und engen Rahmen zu stecken, den man in einem überschaubaren Team versucht zu realisieren – mit einem konkreten Ziel starten, anstatt von einem sehr breiten Ansatz auszugehen, wo sehr viel auf einmal erreicht werden soll. (BG)
Die Idee an sich ist breit und groß. Es erscheint mir wichtig, ganz unten anzufangen und zu sehen, was bereits da ist, und nicht danach zu starren, was es geben sollte. Einen konkreten Partner in der eigenen Umgebung suchen und loslegen – „bottom up“ – mit der Hoffnung, dass sich die Strahlkraft auf andere überträgt.
Ob es ein definitiv übertragbares Modell gibt, ist noch unklar. Vielleicht ist es eher ein Prinzip, das sich dann anwenden lässt. (AK)
Lasst uns loslegen: Was mache ich am Montag konkret? Was sind die nächsten Arbeitsschritte? Mit wem gehe ich als nächstes in Kontakt? (AK)
Evaluierungsschleifen: Wer/was bewährt sich?
Schwerpunkt der Qualifizierung ist das „Zertifikat“ – Frage: Braucht es einen „Wisch“, um an Schulen zu gehen? Wichtiger erscheint es, Einlass zu gewähren und Arbeit zu ermöglichen und über (Selbst- und Fremd-)Evaluierung und Beobachtung zu sehen, wer sich bewährt. Konstante Feedback-Schleifen sind wichtiger als das Vorweisen von „Papieren“. (BG)
Netzwerk zentral oder dezentral?
„Netzwerk“/„Dach“ mit der Frage, ob es ein zentralisiertes Netzwerk sein muss oder ob es dezentral organisiert sein kann? In dezentralisierten Organisationen sind alle Mitglieder an der Entscheidungsfindung beteiligt – hier sind die Zugänge niedrigschwelliger. Es stellt sich die Frage, ob auch sie über Qualifizierungen entscheiden und damit zertifizieren könnten? (BG)
Körper
Tanz bringt die Ebene der Körperlichkeit mit sich – in der heutigen Veranstaltung sind sehr viele Gedanken, aber der Körper fehlt. (BG)
Header Foto: © Marc Doradzillo