Tanz und Demokratieentwicklung
Was macht uns handlungsfähig? Demokratie soll ermöglichen, dass politische und damit gesellschaftliche Entscheidungen durch jede:n Einzelne:n von uns mitgestaltet werden. Um sich dieser Wirksamkeit bewusst zu sein, braucht es die Erfahrung ein lebendiger und gestaltungsfähiger Teil dieser Gesellschaft zu sein und vom Recht auf Teilhabe konkret Gebrauch machen zu dürfen.
Auch wenn unsere Demokratie alle Menschen einbeziehen will, ist eindeutig, dass viele Perspektiven in Politik, Gesellschaft und auch im Tanz noch unbeachtet bleiben. Während es der generellen Reflexion von Machtgefällen zwischen privilegierten, benachteiligten und marginalisierten Gesellschaftsgruppen bedarf, werden seit geraumer Zeit populistische Stimmen immer lauter, die Rassismus und Diskriminierungen gegenüber Minderheiten wachsen lassen und sich zugleich der Angst vor Machtlosigkeit bedienen, um unsere bestehende Demokratie in Frage zu stellen. Im Aktionsfeld „Demokratieentwicklung“ widmen wir uns deshalb der Frage, wie wir mithilfe unserer Fähigkeiten und unserem Wissen aus dem Tanz und der Tanzvermittlung Verantwortung übernehmen können, um Veränderungen anzustoßen, die Teilhabe, (Selbst-) Reflexion und Gestaltungskraft ermöglichen und so ein demokratisches Miteinander stärken.
Hierfür benennen, reflektieren und entwickeln wir Handlungsstrategien aus der und für die Tanz/Vermittlungspraxis. Wir beleuchten Herangehensweisen der politischen Bildung im Dialog mit dem Tanz, schauen auf intersektionale Perspektiven und regen eine diskriminierungskritische Reflexion an, um Tanz und Tanzvermittlung langfristig zugänglicher zu machen. Umgekehrt wollen wir Potenziale des Tanzes für die politische Bildung aufzeigen, denn wir sind überzeugt: Tanzkunst und deren Vermittlung haben nicht nur eine ästhetisch-künstlerische Dimension, sondern ebenso eine politische.
Im Fokus des Aktionsfeldes stehen Bausteine der Demokratieentwicklung, sowie politische Dimensionen in Tanz und in der Tanzvermittlung.
dancing*politics
Die digitale Reihe ‚dancing*politics‘ beschäftigte sich mit den Fragen „Wie viel Politik braucht der Tanz? Wie viel Tanz braucht die Politik?“ Ein Kernteam, bestehend aus Danja Erni, Fanny Kulisch und Mia Jabado-Bilitza, entwickelte darauf basierend monatliche Austauschtreffen von Vermittler:innen, Künstler:innen und weiteren Akteur:innen aus Tanz, Politik und Bildung. Hier geht es zu weiteren Informationen und Videos der digitalen Veranstaltungsreihe von 2021.
Im Folgejahr 2022 fand von März bis Oktober das Modellprogramm dancing*politics statt. Zielstellung davon war, ein Trainingsprogramm zur Förderung einer diskriminierungskritischen bzw. empowernden Haltung im Umgang mit Methoden zu erproben. Zugrunde liegende Fragestellungen waren zum Beispiel: Wie kann ich in der Tanzvermittlung bzw. in der politischen Bildung gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse thematisieren? Und wie können wir gemeinschaftlich Verantwortung für die Räume übernehmen, in denen wir uns bewegen? Das Programm wurde zunächst von Fanny Kulisch und Danja Erni konzipiert und dann gemeinsam mit Georgina Philps und Ebru Altıntaş weiterentwickelt und umgesetzt. Im Rahmen von drei aufeinander aufbauenden Programmteilen (Online-Input, Grundlagentraining und Trainingsprogramm) wurden Tänzer:innen aus allen Tanzcommunities, Aktivist:innen und Trainer:innen der politischen Bildung zu Austausch und Vernetzung eingeladen. Weitere Informationen zum Programm gibt es hier.
„dancingpolitics – Wie viel Politik braucht der Tanz? Wie viel Tanz braucht die Politik?“ wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.
TANzDEMokratie
Tandems – Tanzvermittlung und Politische Bildung.
Im Fokus des Projektes TANzDEMokratie steht der konkrete Methodenaustausch von Tanzvermittlung und politischer Bildung. In Tandems, bestehend aus einer tanzvermittelnden und einer politisch bildenden Perspektive, wurden wechselseitig Werkzeuge und Erfahrungen, mit Blick auf ihr demokratiestärkendes Potential, getestet und reflektiert. Aus einer Gruppe von insgesamt zwanzig Akteur:innen trafen sich zehn Tandems von August bis Oktober 2021. In fünf Sitzungen war es ihr Ziel, jeweils zwei bestehende Praxis-Tools (von „tool“ engl. für Werkzeug) bezüglich ihrer demokratiestärkenden Potenziale zu erproben, weiterzuentwickeln und anschließend zugänglich zu machen. Die Praxis-Tools aus politischer Bildung und Tanzvermittlung konnten fusioniert oder verworfen werden, um zu neuen Ergebnissen zu kommen. Hierbei stand im Vordergrund, dass die Tools über rein kognitive Zugänge hinaus, ganzheitlich politisch-bildende Lernprozesse anbieten.
Die Akteur:innen begaben sich in den Austausch über Themen wie z.B. Machtkritik, Intersektionalität, Empowerment, critical whiteness und dem Aufdecken von Privilegien.
Der digitale Austausch diente zum einen dazu, die eigene Praxis zu reflektieren und zum anderen konnten die Tandems die eigenen „Alltags“-Tools mit neuen Ideen der Tandempartner:innen voranbringen. Somit soll ein Beitrag zur wechselseitigen Integration politischer Bildungsprozesse in Tanzprojekte geleistet und auch Grundlagen zu ganzheitlich ausgerichteten Methoden in der politischen Bildung angeboten werden.
Die Ergebnisse wurden dokumentiert, in einer tool-box (Werkzeugkasten) gesammelt, und sind hier zugänglich.
Dieses Projekt wird gefördert durch das NATIONALE PERFORMANCENETZ – STEPPINGOUT, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR.Hilfsprogramm Tanz unterstützt.
recherche – fachkonferenz – handreichung
kooperation der bundeszentrale für politische bildung und
aktion tanz – bundesverband tanz in bildung und gesellschaft e. V.
Welche politischen Dimensionen hat die Tanzvermittlung und wie kann sie demokratiestärkend wirken? Am 10. und 11. Januar 2020 veranstaltete Aktion Tanz und die Bundeszentrale für politische Bildung die Fachkonferenz „Politische Dimensionen der Tanzvermittlung“, um diesen Fragen nachzugehen. In einer ansprechenden Broschüre sind jetzt die Ergebnisse der Tagung zusammengefasst. Sie steht Ihnen hier als Download zur Verfügung: Broschüre – Politische Dimensionen der Tanzvermittlung
Der Trailer zur Tagung gewährt atmospärische Einblicke in die Tagung.
Welche künstlerischen und sozialen Strategien und Strukturen wirken diesbezüglich in tanzkünstlerischen und tanzvermittelnden Prozessen? Wie werden hier Räume geschaffen, die Orientierung, Zugehörigkeit und zugleich Vielfalt bieten? Welche Öffnungen und Übertragungen können sie in andere und explizit nicht-demokratische Handlungs- und Reflexionsstrukturen finden? Welche Handlungswerkzeuge stehen bereits zur Verfügung und welche müssen noch entwickelt werden?
Beratungsstellen und Netzwerke
Wer sich für politische Bildungsarbeit im Kontext von tanzvermittelnden Projekten interessiert, kann sich mittels dieser [unvollständigen] Auflistung von Organisationen und Netzwerken einen Überblick verschaffen:
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/Home/home_node.html
Aufstehen gegen Rassismus!
https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de
Demokratie leben
https://www.demokratie-leben.de/
Die Vielen e. V.
https://www.dievielen.de/
Ehrenamtsstiftung des Bundes
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ge-sellschaftliches-engagement-1646310
Fachstelle für Kulturelle Bildung (MV)
https://kubi-mv.de/Gegen Vergessen für Demokratie e.V.
https://www.gegen-vergessen.de/startseite/
KomPREX – Kompetenznetzwerk Rechtsextremismusprävention (bundesweit) mit:
Amadeu Antonio Stiftung (https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/),
BAG Kirche und Rechtsextremismus (https://bagkr.de/)
Cultures Interactive (http://cultures-interactive.de/de/)
Gesicht zeigen! (https://www.gesichtzeigen.de/)
Lidice Haus (https://lidicehaus.de/de/home/)
Leuchtlinie
www.leuchtlinie.de
mbr – mobile Beratung gegen Rechtsextremismus
https://www.bundesverband-mobile-beratung.de/
https://www.mbr-berlin.de/?lang=de
https://www.mobile-beratung-nrw.de/
Mut gegen rechte Gewalt
https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/ Netzwerk Kulturelle Bildung
https://www.kiwit.org/startseite.html
https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregie-rung/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/kultur/kulturelle-bildung
Online Beratung gegen Rechtsextremismus
https://www.online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de/startseite/
Rosa Luxemburg Stiftung
https://www.rosalux.de/
Schule ohne Rassismus
https://www.schule-ohne-rassismus.org/
Ufuq e. V.
https://www.ufuq.de