Schutzkonzept
Ein Schutzkonzept ist ein Dokument, in dem festgehalten ist, wie Kinder und Jugendliche vor (sexualisierter) Gewalt geschützt werden. Ein Schutzkonzept ist jeweils von der Organisation in einem gemeinsamen Prozess zu erarbeiten. Es ist in diesem Sinne individuell, besteht aber i. d. R. aus folgenden Bausteinen:
- Leitbild, Werte und Grundsätze der Organisation; Definition des Schutzauftrags der Einrichtung
- Risikoanalyse: Identifikation von Gefährdungssituationen; Analyse spezifischer Risiken, die in der Einrichtung oder im Umfeld auftreten können (z. B. räumliche Faktoren, unbekannte Menschen in der Einrichtung, Körperkontakt/Assistenzbedarf, Nutzung sozialer Medien etc.).
- Verhaltenskodex: Klare Regeln und Verhaltensrichtlinien für Mitarbeitende, Ehrenamtliche und externe Partner im Umgang mit Kindern; grenzachtendes Verhalten
- Präventionsmaßnahmen: Fortbildungen für Mitarbeiter*innen, Projektleiter*innen; erweiterte Führungszeugnisse einholen; Verhaltenskodex/Selbstverpflichtung zur Einhaltung; Angebote zur Stärkung der Kinder und Jugendlichen (z. B. Aufklärung über ihre Rechte); gemeinsame Gruppenregeln, Feedbackkultur; Ansprechpersonen benennen etc.
- Handlungsleitfaden/Notfallplan: Hier wird festgehalten, wie bei einem Verdachtsfall agiert werden muss. Wer ist zuständig, wer muss informiert werden, wer unterstützt? Neben den strukturellen Aspekten sind Hinweise zum weiteren Schutz der gefährdeten oder betroffenen Kinder zentral. Auch Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und andere beteiligte Personen sind hier zu erfassen.
- Beschwerdemanagement: niedrigschwellige Strukturen, die es Kindern, Eltern und Mitarbeitenden ermöglichen, Gefährdungen oder Regelverstöße zu melden; Klare Regelung, wie Beschwerden bearbeitet und Konsequenzen gezogen werden. Ansprechpersonen sollen klar benannt werden.
Ein Schutzkonzept wird immer individuell von jeder Organisation entwickelt und ist abhängig von den Inhalten, den räumlichen Begebenheiten, den Aufgaben, der Organisationsstruktur, den Teilnehmenden und Mitarbeitenden. Es wird in Zusammenarbeit aller Beteiligten entwickelt, was bedeutet, dass neben Leitung und Mitarbeitenden auch Kinder und Jugendliche einbezogen werden sollten. So werden z. B. räumliche Begebenheiten von Kindern in ihrem Gefährdungspotential eventuell anders eingeschätzt als von erwachsenen Personen.
Die Entwicklung eines Schutzkonzeptes ist ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt. Organisationsstrukturen, Verantwortungsbereiche und Aufgaben müssen geklärt und transparent erfasst sein. Ein Prozess, von dem eine Organisation auch jenseits des Kinderschutzes profitieren und der eine Herausforderung darstellen kann.