Neue Körper- und Wahrnehmungsarbeit für die digitale Vermittlung!?
Besonders für den Stundenbeginn ist es hilfreich, sich mit entsprechenden Übungen auf die Tanzarbeit in quasi zwei Räumen -dem Bildschirmraum und dem analogen Tanzraum- einzustimmen. Hier entstehen neue Formen der Körper- und Wahrnehmungsarbeit, die helfen den Körper und das Wahrnehmungssystem gut einzustimmen. Je nach Anspruch und Ziel sind verschiedene Schwerpunkte und Details wichtig. Je nach Zielgruppe und Unterrichtsziel braucht es intensivere, längere oder vielfältigere Unterrichtseinstiege.
▷ Beispiel 1
Gemeinsam detailreich und nah am Bildschirm zu beginnen und sich dann sukzessive davon zu entfernen, ist eine Methode die im Kontext von partizipativen Angeboten häufiger genannt wurde. Das Ziel ist es, den Körper für den Umgang in beiden Räumen zu sensibilisieren und die Gruppenmitglieder aufeinander einstimmen.
▷ Beispiel 2
Arbeit mit Selbstberührungen und Sinneswahrnehmung, die dann schrittweise in die Peripherie und den Umraum ausgeweitet werden.
▷ Beispiel 3
Anleitungen, die helfen eine Verbindung zwischen dem eigenen konkreten Raum (den ich sehen, hören und erfassen kann) und den Tanzbildern auf dem Bildschirm herzustellen.
▷ Beispiel 4
Hindernisse bei der Erarbeitung von festgelegten Bewegungsfolgen / Choreografien via Zoom
Genaueres zu Beispiel 4 „Hindernisse bei Bewegungsfolgen“ in der folgenden Audiodatei:
▶ Tipps und Tricks zum Vermitteln festgelegter Bewegungsfolgen:
Bildausschnitt: In großen Räumlichkeiten wie Tanzstudios kann der Abstand zum Endgerät so gewählt werden, dass er:sie vollständig in der Kachel erkennbar sind.
Bei Yoga, Pilates und Tanzrichtungen mit viel Bodenkontakt des ganzen Körpers eignet sich das Zoom-typische Querformat der Kachel. Für stehende Praktiken wie z.B. das klassische Ballett- Stangentraining ist der aufrechte Körper besser im hochkantigen Bildformat abzuzeichnen. Hierfür besteht die Möglichkeit mit einem zweiten mobilen Endgerät (Smartphone/Tablet) in der Konferenz zu sein. Dieses Gerät sollte durch die Nutzung eines Tripods oder ähnlicher Halterungen fest im Hochformat stehen können. Die zusätzliche Kamera kann nun auch eine andere Perspektive eröffnen.
Mobiles Mikrofon: Das Arbeiten mit einem Bluetooth-Headset erlaubt es Vermittler:innen auch entfernt vom Bildschirm gut hörbar zu bleiben.
▷ Beispiel
Bei Ballettübungen an der Stange ist es für den persönlichen Kontakt hilfreich, auf dem Laptop die Galerieansicht mit allen Teilnehmer:innen zu verwenden und damit auch das mobile Mikrofon (Headset) zu verbinden. Zusätzlich gilt es, sich mit dem Smartphone/Tablet einzuloggen und dieses zweite Gerät so im Raum aufzustellen, dass der eigene Körper zusätzlich im Profil zu sehen ist.
Vorsicht: Das zweite Gerät darf nur als Bild/Video agieren. Beim Einloggen also auf keinen Fall „mit dem Audio verbinden“ anklicken, denn dann entstehen heftige Störgeräusche.
Es ist wichtig im Vorfeld die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass alle potenziellen Stolperfallen vor dem Training aus dem Weg geräumt werden.
Sichtbarkeit: Damit ist in erster Linie eine gute Sichtbarkeit der Übungen für die Teilnehmer:innen garantiert – der*die Vermittler*in hat ggf. weiterhin nur einen eingeschränkten Bildausschnitt der Teilnehmer:innen.
Unisono mit heterogenen Ausprägungen
In diesem Verständnis von Unisono geht es darum, das gleiche Bewegungsmotiv zu tanzen und dabei die Bewegungseigenheiten jeder:s einzelnen heraus zu kristallisieren und sichtbar zu machen. Individualität und Gemeinsamkeit sind hier keine Gegensätze, sondern stärken einander. Das steht im Unterschied zu einem Unisono, bei dem der Anspruch besteht, alle Bewegungsdetails bei allen Tanzenden in Bezug auf Form, Dynamik, Bewegungsimpuls, Koordination, Räumlichkeit usw. so zu vereinheitlichen, dass sie völlig synchron tanzen.
- Ein Bewegungsmotiv vorgeben, z.B. großer Ausfallschritt seitwärts mit Arm-Pendelschwung in die Bewegungsrichtung
- Alle Teilnehmer:innen formen dieses Bewegungsmotiv individuell aus, z.B. entscheiden sie individuell, wo der Impuls für die Bewegung herkommt, wie tief der Ausfallschritt ist, ob die Beine auswärts gedreht oder parallel sind, ob beide Arme pendeln oder einer, was der Blick macht usw.
- Weitere Bewegungsmotive vorgeben und die Teilnehmer:innen gestalten diese jeweils individuell mit ihren Eigenheiten aus
- Die Abfolge der Bewegungsmotive gleichzeitig tanzen und die Unterschiede deutlich hervorheben.